LC Erdpress – Steinböcke an der Hochwildstelle

Die Steinböcke des LC Erdpress waren auch heuer wieder wandern und gaben sogar anlässlich der fünften Gipfelbesteigung in Folge ein eigenes Leibchen heraus. 2018 Großer Priel. 2019 Hochschwab. 2020 Schareck. 2021 Dachstein-West. 2022 grub Florian (sub3flo), als unser Bergguide die Hochwildstelle aus. Die Hochwildstelle oder auch Hohe Wildstelle ist mit 2747m der zweithöchste Berg der Schladminger Tauern sowie der höchste Berg, der zur Gänze auf steirischem Landesgebiet steht. Der Gipfel befindet sich nahe dem Schnittpunkt der 3 Gemeinden Aich, Pruggern und Schladming. Nach 4 trockenen sonnigen Jahren sollten heuer erstmals zumindest 2 naße Tage und nur ein schöner Sonnentag auf uns warten. So wie jedes Jahr wartete gleich am ersten Tag mit ca 1700 Höhenmetern und 14 Kilometern der schwierigste und längste Tag auf uns, wodurch die Abreise um 5 Uhr morgens im Kleinbus angesetzt war. Voller Tatendrang ging es vom Parkplatz am steirischen Bodensee mit den neuen Steinbock-Leiberln vorerst Mal eine Stunde bis zur „Hans Wödl“ Hütte. Nachdem schlechtes Wetter angesagt war, waren schon hier selbst an einem Sonntag nur wenige Wanderer zu sehen. Dies sollte nämlich die einzige und letzte Hütte bis zum Gipfel als auch für den Rest des Tages gewesen sein. Schon bald nach der Hans Wödl Hütte durchstießen wir die Baumgrenze und kamen ins reine Gestein. Der Regen war nun uns ständiger Begleiter. Erstmals zeigte sich für uns dabei wie wichtig ein Wanderrucksack mit integrierter Regenschutzhülle sein sollte, um einen trockenen Rucksack zu behalten. Ohne Regenhaut ging nun nichts mehr. Obwohl wir in den letzten 4 Jahren immer wieder auch etwas schwierigere Passagen bis zum Gipfel gesehen haben waren die meisten von uns heuer doch sehr überrascht was der „Südgrat“ bis zur Hochwildstelle abverlangte. Auf „unseren Karten“ als leichte Kletterei beschrieben, sprachen die ausgeschilderten Tafeln auch nur von Trittsicherheit geboten. Der Regen und rutschige Steine sollten es dann aber im Endeffekt durchaus nicht ungefährlich für uns wirken lassen. Vor allem weniger Eisenklammern wie gewohnt und keine Stahlseile waren die Challenge bei größeren Felsblöcken. Jedenfalls war schon bald auch sichtbar dass einige unsicher wirkten. Erst abends in der Hütte sollten wir hören, dass die Überschreitung der Hochwildstelle über den Südgrat zu den schwierigsten Bergfahrten in den Schaldminger Tauern zählt, die man bei diesem Wetter und in diese Richtung normalerweise nicht macht. Nur ein Deutscher war mit uns am Gipfel der allerdings auch wieder die selbe Richtung retour ging und den Gipfel nicht durchschritt. Leider sollten wir aufgrund des Regens und Nebel vom sonst als fantastisch beschriebenen Tiefblick und Rückblick auf alle anderen Gipfel nichts haben. Nachdem wir den Grat nach etwa 4 Stunden Gesamtgehzeit überwunden hatten und das Gelände wieder weniger anspruchsvoll wurde verbesserte sich die Stimmung wieder sprunghaft. Selbst ein totes Schaf an einer Wasserstelle konnte daran nichts ändern. Überrascht waren wir auch über grundsätzlich wenig Beschilderungen. Bei einem der wenigen Schilder nach dem Südgrat war der Pfahl gebrochen und die angezeigten Richtungen nicht zu deuten und so kam es dass wir ca. nach einer Stunde Abstiegsgehzeit drauf kamen, dass wir am falschen Abstiegsweg waren und die eigentlich anversierte und reservierte Ringdorferhütte an diesem Tag bei Tageslicht kaum mehr erreicht werden konnte. 😀 Nach einer Gesamtgehzeit von rund 6,5 Stunden am ersten Tag zeigte sich nun auch zunehmend, dass Müdigkeit einsetzte und im 3 Minutentakt immer ein anderer auf den glitschigen grünspannigen Steinen ausrutschte und am Hintern saß. Mit all diesen Boberln war dann eben klar, dass der ursprüngliche Plan geändert werden musste und eine andere nächstgelegenere Hütte, die Waldhornalm, die wir eigentlich am zweiten abend gebucht hatten, schon vorziehen mussten. Und so kamen wir bei anhaltendem Regen nach 12 km und ca. 1700 Höhenmetern auf dieser kleinen Hütte, die auf ca 1650m Seehöhe direkt neben der weit größeren Preintalerhütte liegt, an und konnten gleich Mal durchatmen, weil diese geöffnet war und alle anderen Gäste aufgrund des schlechten Wetters abgesagt hatten. Karin und Verena Höflehner, ein Geschwisterpaar aus Rohrmoos, betreiben die Hütte in den Sommermonaten. Wir wurden herzlich empfangen und es gab relativ rasch Gemüsesuppe. Nachdem wir 7 von insgesamt 14 verfügbaren Matratzen im Obergeschoss belegt hatten ließen wir den Abend bei einigen wenigen Vierteln Apfelmost ausklingen. In den Folgenden 2 bzw. 3 Tagen durften wir als einzige Gäste sehr nahe das „Arbeits-Leben“ der beiden Schwestern mitverfolgen. Wir haben sie eigentlich nie auspannen oder rasten sehen. Eine Schwester musste sich ohnehin laufend um unsere Vollverpflegung kümmern (am zweiten Tag gabs sogar Schnitzel aus Schmalz gebacken) während die andere eher mit den Kühen zu tun hatte. Ein großer Teil der Arbeit für die beiden besteht darin, aus rund 100l Milch pro Tag von 5 Kühen Butter und Käse (steirischen Ennstalerkäse) zu machen. Die gesamte Milch die anfällt, muss vor Ort verarbeitet werden. Richtige Sennerinen also. Der Vater der beiden schickt gelegentlich mit einem Lastenlift Lebensmittel auf die Hütte. Selbstverständlich kein Internet, gelegentlich funktionierendes Mobilfunknetz, warmes Wasser nur vom Herd. Am alten Küchenherd wird ständig irgendetwas verarbeitet. Man sieht dass die beiden sehr gerne diese Arbeit machen. Der Vormittag des zweiten Tages sollte weiterhin verregnet sein, sodass nur Kartenspielen bei Vollverpflegung übrig blieb. Am nachmittag machten wir lediglich ein Hüttenalmhoping Richtung Rohrmoos, wobei sich hierbei neben ca. 10 km Gehleistung einiges aufgrund der Hüttendichte zusammensammeln sollte. Nach einem frühen Frühstück am dritten Tag beglichen wir unsere kleine Rechnung und suchten den Weg Richtung steirischen Bodensee und unserem Auto. Bei erstmals schönem sonnigen Wetter mit herrlicher Sicht schritten wir ca 5 Stunden abwärts wobei auch dabei ca 750 Höhenmeter anfielen. Ganz anders als noch am Anreisetag stürmten heute hunderte den steirischen Bodensee und die Hans Wödl Hütte. Nach einem Mittagessen während der Fahrt stiegen alle gesund und wohl behalten zu Hause aus. Der nächstjährige Termin wird voraussichtlich von 6.-8.8. stattfinden. Wir überlegen mit einer Tradition zu brechen und noch einmal die Waldhornalm zu belegen und andere noch nicht bekannte Routen (Hochgolling, 2862m) zu gehen. LC Erdpress. Ehre und Stärke.