Der Hochgolling und die Steinböcke

Zum sechsten Mal in Folge waren heuer 8 Steinböcke des LC Erdpress abermals wandern zur Sommerzeit. Obwohl man meinen sollte, dass es sich bereits um eine Routineangelegenheit handelt, mussten Teilnehmer um 5 Uhr morgens erst überhaupt aufgeweckt werden, auf der Fahrtstrecke dank willhaben sonntags mit Wanderschuhen ausgestattet werden oder in die Jahre gekommene Schuhe zuisoliert werden. Und so ging es am ersten Tag bereits mit einer deutlichen Verspätung in Rohrmoos-Untertal in die von sub3flo geplante Tagestour. Nach rund 90 Minuten erreichten wir die Gollinghütte und stärkten uns erstmals richtig mit Steirischen Spezilitäten. Aufgrund aufkommenden starken Windes und einer sich bereits abzeichnenden Wetterverschlechterung verbreitete der Wirt Zweifel dass heute noch der Hochgolling erreicht werden könnte. Viel eher meinte er sollten wir an der Golling-Scharte bereits den Abstieg zur Landawirseehütte vorziehen. Die Gollinghütte verlassen erreichten wir nach Wiesen, Geröll und moderaten Anstiegen diese Scharte. Das Wetter hatte sich dann allerdings nach unserer Meinung gebessert und so wollten wir unserem ursprünglichen Plan treu bleiben und den mit 2,5 Stunden angeschlagenen Weg am Hochgolling nehmen. Irgendetwas wollen wir für 2023 schließlich auch aufs Leiberl drucken. Wir dürften jedenfalls die letzten Wanderer an diesem Tag gewesen sein, die auf den Gipfel wollten. Nach rund 30 Minuten war die Möglichkeit angezeigt den historischen Normalweg oder den Westgrad „für Geübte“ zu nehmen. Nachdem die Mehrheit für den Westgrad sich ausgesprochen hatte wurde zunächst dieser Weg eingeschlagen. Es wurde nun erheblich steiler und man musste teilweise schon gut achten, wo man sich festhielt. Auffällig war, dass der Weg kaum bis schlecht markiert war. Nachdem wir nach rund 30 Minuten auch den deutlich besser markierten historischen Weg wieder sahen, wechselten wir rüber. Eine Hüttenwirtin erzählte uns später dass der Westgrad absichtlich nicht mehr markiert wird damit die Leute am ungfährlicheren Normalweg bleiben. Als bei manchen schon die Kraft nachließ kam endlich das Gipfelkreuz des Hochgolling hervor. Man sieht es erst kurz vor dem Ziel, immer wieder türmen sich davor doch wieder ständig Steine auf. Der Gipfel hat nur ein relativ kleines Plateau. Da es schon spät geworden war blieben wir nur rund 10 Minuten und gingen dann direkt über den historischen Weg in rund 75 Minuten zurück zur Golling-Scharte von der aus nunmehr der noch 90 Minuten dauernde Abstieg zur Landawirseehütte bevorstand. Die Hütte war bereits vom Hochgolling bis runter ständig zu sehen. Nach rund 1900 zurückgelegten Höhenmetern war dieser Abstieg mit der gesamten Wanderleistung von rund 7 Stunden und 18km doch noch recht anspruchsvoll. Um 19 Uhr angekommen in der Landawirseehütte neigte sich das Tageslicht bereits zu Ende und die deutsche Hüttenwirtin wies auf den normalen Küchenschluss hin, der bei 18 Uhr liegt. Selbstverständlich bekamen wir aber noch reichlich zu Essen und Trinken und besuchten gegen 21 Uhr noch zu Acht die für 4 Personen gebaute Sauna im Garten. Wir saßen wie Hühner in einem Stall auf 2 kleinen Bänken.

Aufgrund des angesagten Dauerregens für Montag und Dienstag und dafür entwickelte Szenarien brachen wir am Folgetag gegen 08:30 Uhr auf zurück zur Scharte. Da es noch trocken war und auch eine andere grössere Gruppe diesen Weg wählte setzten wir den geplanten Kurs fort. Schon bald aber setzte nun Nieselregen ein, der laufend mehr wurde. Die restlichen beiden Tage sollten wir nun Regengewand kaum mehr ablegen. Zudem zog heftiger Wind vor und nach der Gollingscharte auf, der meinen Regenwegwerfponscho aufrieß. Im Gegensatz zu der anderen grösseren Gruppe, die ebenfalls die Landawirseehütte zurück zur Gollinghütte verließ kamen wir noch halbnaß an. Die Teilnehmer der anderen Gruppe konnten bereits alle Wasser aus ihren Stiefeln rinnen lassen beim Eintreffen in der Hütte. Zu dieser Zeit regnete es heftig. Der ursprüngliche Plan über den Klaffakessel in 5 Stunden zur Waldhornalm zu gelangen war vom Tisch. Nachdem es nach rund 90 Minuten überraschend kurz zu regnen aufhörte, warfen wir uns wieder ins teiweise naße Gewand und gingen bei gefallenen Temperaturen zurück Richtung Rohrmoos-Untertal. Schon bald setzte wieder Regen ein der jetzt aber richtig stark wurde. Alle 8 hatten im Tal rinnnaße Socken, Schuhe und Gewand. Man hätte nun auch entscheiden können vorzeitig abzubrechen und nachhause zu fahren, was wohl die meisten Reisegruppen gemacht hätten. Wir entschieden allerdings unsere Buchung für die Waldhornalm zu erfüllen und eilten völlig durchnässt bei teils starken Regen hinauf zur Waldhornalm, die direkt neben der Preintalerhütte liegt. Wir brachen hierbei erstmals mit einer Tradition, jedes Jahr neue Berge und neue Hütten aufzusuchen. Die Waldhornalm gefiel uns voriges Jahr so gut dass wir nocheinmal dort eine Rechnung machen wollten. Wir hatten sogar extra wieder Schnitzl im Schmalz gebacken, bestellt. 2 Schwestern bewirtschaften in den Sommermonaten mit 5 Kühen diese Hütte. Einen grossen Teil des Tages verbringen die beiden damit in unzähligen Schritten Butter und Ennstalerkäse herzustellen. Das Umfeld des Küchenofens ohne dem in der Hütte auch gar kein Warmwasser wäre, diente dem restlichen Tag um alle Schuhe, Socken und die gesamte Kleidung wieder trocken zu bekommen. Alles wurde so lange auf den Holzstangen herumgeschoben bis es trocken war. Nach einer Tagesleistung von ca 18km und 6,5 Stunden wandern, versanken wir schon bald in tiefen Schlaf bis wir morgens vor 8 Uhr uns zum Frühstücken einfanden. Wir waren am Montag und auch Dienstag bei Sauwetter die einzigen Gäste geblieben. Dienstag morgen nutzten wir dann ein kurzes Zeitfenster ohne Regen um von der Hütte Richtung Auto zu starten. Zwar setzte auch am Dienstag schon bald wieder Regen ein, lange aber nicht mehr so heftig wie am Montag. Wir kamen bei leichten Regen nahezu trocken nach rund 2 Stunden beim Bus an und fuhren mit einer Mittagspause ohne nennenswerte Verletzungen nach Hause.
Für nächstes Jahr wurde vorläufig 11.-13.8.2024 als Termin ins Auge gefasst.