Hamburg 2014 – Florian

The way to sub 3h

 

Mit Beginn meines Studiums und dadurch dem Wegfall meiner bis dahin einzigen Bewegung, nämlich Fußball spielen in der Schule, musste ich mir eine neue Sportart suchen, die ich auch in Graz unkompliziert ausüben konnte. Deswegen fuhr ich zum Sportgeschäft nach Gänserndorf, kaufte mir Laufschuhe und nahm mir auch gleich einmal den Flyer, der dort auflag, mit. Da sollte es nämlich eine sogenannte „Crosslaufserie“ geben, bei dem man „um die Wette laufen kann“. Da ich ja eigentlich im sportlich besten Alter war und auch relativ fit war, glaubte ich, dass ich dort den „alten Deppen“ etwas zeigen konnte. Um die Laufschuhe vorher einmal zu testen, machte davor noch einen Trainingslauf nach Velm-Götzendorf und retour, also 5km. Dabei stellte sich heraus, dass das mit dem Laufen doch nicht ganz so einfach ist, aber mein großes Ziel „nicht zu gehen“ habe ich geschafft. Um die nötigen Infos für den Lauf in Deutsch-Wagram noch zu bekommen, rief ich bei der Info-Hotline an und erkundigte mich über Treffpunkt und so weiter. Ein gewisser Herr Peter Hofbauer hat mich also schon beim ersten Gespräch angelogen, nämlich mit „schau, dass’d a Stund voacha do bist“. Nach langer Laufcup-Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass eine halbe Stunde reicht, aber danke Peda für die (falsche) Auskunft 😉 Dort traf ich dann noch Altbekannte aus späten Stunden im Spannberger Jugendheim, die sich für den Lauf in sehr auffälligen orangen Laufshirts kleideten, wobei einer von ihnen, Agi, gleich sagte „kumm, renn mit mir. des schoffst scho!“ Also bin ich beim Start vom 4,8km Lauf gleich mit ihm mitgelaufen und nach geschätzten 4,5km, als auf einmal ein Schild mit „1km“ vorbei kam, merkte ich, dass das Laufen ja gar nicht so leicht ist und ich vielleicht diesen Deppen gar nichts zeigen kann. Beendet habe ich den Lauf in 5:14 min/km und beim Bier danach wurde ich auch gleich in den LC Erdpress aufgenommen.

Nur warum erzähl ich jetzt diese Geschichte? Diese persönliche Niederlage und die darauffolgenden motivierenden Gespräche mit dem LCE gaben mir Anstoß mich etwas in der Laufsportszene zu erkundigen um weitere Ziele zu fassen und dabei fiel mir gleich ein ganz großes ins Auge: Ich will einen Marathon unter 3 Stunden laufen!

Dieses Ziel ließ mich jetzt 5 ½ Jahre trainieren und geschätzte 100 Wettkämpfe machen und dabei habe ich mir eigentlich relativ selten die Frage gestellt warum ich mir das eigentlich an tue. Nur in den Marathonvorbereitungen und wenn kleinere Verletzungen auftraten, war die Motivation gering. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich mich in den über 5 Jahren kontinuierlich gesteigert habe (am besten sichtbar an den Marathonzeiten der letzten Jahre: 3:28, 3:13, 3:08) und mich vor allem nie ernsthaft verletzt habe!!!

So hab ich mich dann im vorigen Winter entschieden mit dem Greif-Plan für unter 3 Stunden zu beginnen. Jeder, der die Pläne von Peter Greif kennt, weiß dass das kein Zuckerschlecken ist, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Nach den ersten 4 Wochen mit jeweils Tempodauerlauf, Intervalltraining und 35er mit Endbeschleunigung konnte ich eigentlich keine Laufschuhe mehr sehen, aber ich hatte noch 4 Wochen vor mir. So wenig Lust auf Laufen hatte ich glaub noch nie, aber ich wollte es ja durchziehen. Zum Glück war dann in dieser Zeit noch ein Halbmarathon in Wien in 1:23, der mich über die letzten Wochen motiviert hat und ich konnte somit den Plan fast komplett erfüllen.

So konnte ich zwar mit etwas wenig Schlaf, aber doch relativ gut erholt, nach Hamburg reisen um dort mein großes Ziel abzuhaken. Durch meinen 25er und dem dort erhaltenen Geschenk wurde ich von einer 12-Personen-starken Truppe unterstützt, die mir aber die richtige Ernährung und Getränkeaufnahme am letzten Tag nicht wirklich erleichtert haben. Aber ich habe es trotzdem geschafft, dass ich um 21:00 (fast) nüchtern im Bett war.

Am Marathontag gab es relativ gutes Wetter: 10°C mit relativ starkem Wind (Hamburg halt). Aber in der Hoffnung, dass ich in meinem Geschwindigkeitsbereich genug Windschattengeber finde, war ich doch guter Dinge. Der Start war dann doch schon ziemlich emotional – endlich ist es so weit – aber ich konnte trotzdem mit der fast geplanten Pace beginnen. Etwas zu schnell, aber es ging am Anfang auch leicht bergab. Die Tempomacher für unter 3 Stunden waren trotzdem schon vor mir, deswegen entschied ich mich alleine zu laufen. Bei KM12 ging es recht „steil“ bergab und zusätzlich war auch mein Fantrupp an dieser Stelle positioniert, was zwar super KM-Zeiten brachte, aber das musste ja auch wieder bergauf gehen. Den Halbmarathon hab ich in 1:29:10 absolviert, also wie geplant. Danach ging es diese zuvor verlorenen Höhenmeter wieder bergauf, aber ich konnte eigentlich noch immer relativ gut die Pace halten. Es stellten sich nur kleine Motivationsprobleme ein, die musste ich halt unterdrücken. Eigentlich wollte ich in dieser Phase auch ein paar Kohlenhydrate in Form von Gels zu mir nehmen, das hat aber nicht wirklich gut funktioniert. Bei KM 30 wurde es danach aber richtig hart! Meine KM-Zeiten waren schon über 4:20 und ich wusste, dass ich somit bei jedem KM Zeit verliere. Bei KM 35 war es dann soweit: Mit dem gerade gelaufenen Tempo, wäre ich über 3 Stunden gelaufen. Deswegen hab ich mir gesagt „entweder du läufst so weiter und hast eine 3:00:xx stehen oder du setzt jetzt alles auf eine Karte, riskierst und gehst vielleicht ein“. Ich hab eigentlich schon mit dem Gedanken gespielt, dass 3:00:xx ja nicht weniger schlecht ist, aber dann auf einmal hat mich der Mut gepackt und ich bin einfach schneller gelaufen. Vielleicht hat mir das kurz davor genommen Gel die Kraft gegeben oder einfach der Drang nicht noch einmal so eine Marathonvorbereitung machen zu müssen. Es ging jedenfalls jetzt wieder unter 4:15, es war zwar hart, aber es ging! Beim einbiegen auf die Zielgerade blickte ich auf die Uhr und sah 2:59:xx stehen. Ich wusste, dass ich ungefähr 20 Sekunden später gestartet bin, also würde es sich mit schnellen 200m noch ausgehen. Deswegen legte ich meinen bisher härtesten Sprint auf den roten Teppich (oder war er blau? ich weiß es eigentlich nicht mehr!) und konnte im Ziel meinem Blick auf der Uhr mit 2:59:46 nicht trauen. Ich hab es geschafft! Ich konnte zwar nicht mehr richtig gehen, aber ich hab es geschafft und muss nie wieder solche Qualen auf mich nehmen!

Nach den kurz darauf erfolgten Erfrierungserscheinungen, der sehr langsamen Getränkeaufnahme und der ewig langen, mit unendlich vielen Stigen gespickten, Heimreise musste ich mich im Hotel kurz hinlegen. Danach ging es aber schon wieder viel besser und bei der Brauerei schmeckten der Schweinsbraten und das Bier schon wieder hervorragend!  

Nachdem ich also mein großes Ziel im Laufsport erreicht habe, gibt es zwar eine gewisse Leere, aber diese Planlosigkeit kann ich jetzt richtig genießen. Vielleicht kommt mir ja mal ein Berglauf in die Quere, oder ich probier mal die 100m – mal schauen. Aber keine Angst, ich werd nicht gleich alle Laufschuhe entsorgen 😉

Danke für die Unterstützung und die vielen Gratulationen!

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